Unterschriftenaktion gegen das Nürnberger Burkaplakat

Februar 9, 2009

Nürnbergs grenzenlose Toleranz

Grenzenlose Toleranz

Das Nürnberger Burka-Plakat

Offener Brief an die Verantwortlichen der Stadtverwaltung Nürnbergs und die Kirchengemeinde St. Lorenz. Von Gabi Schmidt

17. Februar 2009

Willkommen in Nürnberg, der Stadt des Friedens und der Menschenrechte? Doch wohl eher ‚Stadt der grenzenlosen Toleranz’, des ‚anything goes’ oder des ‚Mach was du willst, aber lass mich in Ruhe’.

Diesen Eindruck könnte man jedenfalls haben, wenn man sich das neue Werbeplakat ansieht, das wenige Wochen nach dem 60. Jahrestag der Erklärung der universellen Menschenrechte bis zum Sommer 2009 für die ehemalige Reichs- und Kaiserstadt Nürnberg wirbt. An Bushaltestellen, im Bahnhof und sonstigen zentralen Plätzen und beliebten Treffpunkten angebracht, soll das Plakat die fränkische Metropole als lebenswerte, weltoffene Stadt präsentieren, in der nicht nur Bewohner unterschiedlichster Herkunft friedlich miteinander leben, zusammen arbeiten und ihre Freizeit gestalten, sondern auch Touristinnen und Touristen aus aller Herren Länder willkommen sind, um Nürnberg als Kulturstadt und internationales Messe- und Kongresszentrum kennen zu lernen.

Ist es dazu jedoch nötig, internationale Besucher mit einem Werbefoto willkommen zu heißen, auf dem in der Mitte einer multikulturell bunt zusammen gewürfelten Menschengruppe eine Frau in einer wachsgrünen Burka abgebildet ist?

Menschen aus aller Welt als bunte Comic‑Figuren abbilden, die den Eindruck erwecken, sie seien Statisten eines lustigen Werbefilms, und, Simsalabim, haben wir den Beweis: Nürnberg muss das multikulturelle Eldorado für Gäste aus aller Welt sein, in dem jedes Tierchen sein Pläsierchen haben kann, jeder nach seiner Fasson selig wird. Die Bürgerinnen und Bürger, die Touristinnen und Touristen sind jedoch keine kreativen Phantasiefiguren oder Laienschauspielerinnen und ‑schauspieler, sie sind Menschen aus Fleisch und Blut. Das Leben ist für Burkaträgerinnen kein lustig bunter Comic.

Dieser Stoffsack mit Sehfeld ist das Symbol für Frauen verachtende, patriarchalische, polygame Gesellschaften, deren Frauen und Mädchen gezwungen werden, als minderwertige Menschen ohne Gesicht, Profil und Würde über die Straßen, Wege und Plätze zu huschen. Der vollverschleierten Frau hat die Grafikerin bewusst oder unbewusst als einziger getuschte Wimpern ins Gesicht gemalt, um der Figur wenigstens eine Spur von Weiblichkeit und menschlichem Ausdruck zu geben.

Als ehemaliger Sitz und ‚Veranstaltungsort’ der Reichsparteitage der NSDAP, der siebte nannte sich Reichsparteitag der Freiheit und verabschiedete einstimmig die Nürnberger Rassegesetze, war die fränkische Stadt eine Hochburg des menschenverachtenden Terrorstaates Hitlers und Gerichtsort für die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Überlebende der zwölfjährigen Schreckensherrschaft sehen Nürnberg daher als ein Symbol für den Aufstieg und den Niedergang des Dritten Reiches. Diesem düsteren Kapitel ihrer Geschichte wollten sich die Nürnberger bewusst stellen und vor allem die junge Generation über politische Voraussetzungen, Denk- und Verhaltensmuster sowie Zielsetzung und Auswirkungen des totalitären, nationalsozialistischen Herrschaftssystems aufklären.

Das Dokumentationszentrum mit seiner Dauerausstellung, die Straße der Menschenrechte, die alle zwei Jahre stattfindende Verleihung des Nürnberger Menschenrechtspreises, die Einrichtung des ersten kommunalen Menschenrechtsbüros Deutschlands und die jährliche Ausrichtung der internationalen Menschenrechtskonferenz, einer mit Experten aus aller Welt besetzten Tagung, sind tatsächlich beachtenswerte Beiträge für aktive Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und anerkennenswertes Engagement für Frieden und Menschenrechte. Nürnberg erhielt berechtigterweise für diesen Einsatz den UNESCO-Preis für Menschenrechtserziehung und ließ auch nach der Auszeichnung in seinen Bemühungen nicht nach.

So traf sich im November 2002 die Deutsche UNESCO-Kommission zu ihrer 62. Hauptversammlung unter dem Motto Schutz der Menschenrechte – Dialog der Kulturen, in deren Verlauf die Nürnberger Erklärung verabschiedet wurde. Kernaussage dieser Resolution ist die Feststellung, dass es nach den Terroranschlägen des 11.09.2001 mehr denn je gelte, jedem Versuch entgegenzutreten, dem Individuum, sozialen Gruppen oder Völkern überkommene oder von außen auferlegte Identitäten und Orientierungen aufzuzwingen. Die Grenzen des Pluralismus seien dort überschritten, wo Menschenrechte missachtet und ignoriert werden. Es sei eine Schlüsselfrage für fast alle Gesellschaften geworden, “ob und wie weit es ihnen gelingt, mit kultureller Vielfalt nicht nur zu leben, sondern sie für ihre weitere Entwicklung zu nutzen. Engagement für die in den Menschenrechten verankerten Werte der pluralistischen Demokratie ist die Antwort auf Fundamentalismen jeder Art und daher geeignet, dem Terrorismus den Nährboden religiöser oder kultureller Motive zu entziehen.”

Die Burka ist als extrem‑orthodoxes, islamisches Gewand und als Symbol für Frauen verachtende, patriarchalische und polygame Gesellschaften von der UNO geächtet. Burka-Trägerinnen wird in Frankreich die Einbürgung verweigert, weil sie nachweislich die in der französischen Verfassung festgeschriebenen Werte und Normen ablehnen und mangelnde Bereitschaft zeigen, sich in diese demokratisch-laizistische Gesellschaft zu integrieren.

Wie die überwiegend negativen Reaktionen auf das Plakat zeigen, wird die Stadtreklame von den meisten Einheimischen, Besucherinnen und Besuchern und sonstigen Interessierten  als falsches Signal an Touristinnen und Touristen wie auch Bürgerinnen und Bürger interpretiert, das Nürnberg ganz anders als beabsichtigt, als Stadt der entgrenzten Toleranz, der Ignoranz, der ’Not In My Back Yard’ Mentalität präsentiert.

So hätten Französinnen und Franzosen wohl kaum Verständnis für eine solche Selbstdarstellung und Eigenwerbung. Säkulare Muslimas und Moslems wie die Vorsitzende des deutsch-türkischen Frauenclubs Nordbayern lehnen das Werbeplakat entschieden ab. Aus geschlechtsspezifischen Gründen in ihrem Geburtsland diskriminierte und verfolgte Opfer von Scharia und misogynem Politislam würden sich sicherlich nicht in einer Stadt willkommen fühlen, deren Verantwortliche in Verwaltung, Kirche, Gewerkschaft und Politik gegen jegliches besseres Wissen und eindeutige Forschungsergebnisse weiter am Multi-Kulti-Irrtum festhalten und kulturrelativistisches Laissez Faire propagieren.

Was würde die afghanische Frauenrechtlerin Jamila Mujahid, die für Gleichberechtigung kämpft und selbst keine Burka mehr trägt, zu der überzogenen Toleranz der Nürnberger Werbekampagne sagen? Wie denken die Preisträgerinnen und Preisträger des Nürnberger Preises für Menschenrechte, die bislang stolz auf ihre Ehrung sein konnten, über das Werbeplakat?

Die Burka ist, wie jede den ganzen Körper verschleiernde Bekleidung, Stoff gewordene Einzelzelle (Ahadi), die der Frau in der Öffentlichkeit den Mund verbietet. Solche radikalislamischen Gewänder sind eben kein selbst gewählter persönlicher Kleidungsstil. Burka‑Trägerinnen können nicht je nach Lust und Laune in den Kleiderschrank greifen, um aus einer Palette von Röcken, Kleidern, Blusen und Hosen auszuwählen und sich heute für die weit geschnittene Ganzkörperverhüllung zu entscheiden und morgen für die figurbetonte Jeanshose mit sportlicher Bluse. Eine Burka‑Trägerin hat selbst in der Kleiderwahl keine Alternative. Wenn sie es wagt, anders angezogen das Haus zu verlassen, darf ihr Mann sie verprügeln. Der Alltag von afghanischen Frauen unter dem Regime der Taliban, die überall in ihrem Machtbereich der Bevölkerung eine typisch misogyne Gesellschaftsform aufzwingen, in der die Verweigerung der Burka die Steinigung zur Folge hat, wurde durch die ZDF-Dokumentation Im Reich der Finsternis eindrucksvoll dargestellt. Im Malakand, in Chitral, Dir, Buner, Shangla und im Swat-Tal, nicht weit von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad entfernt, zwangen die Gotteskrieger vorgestern die Regierung zu dem Zugeständnis, Scharia-Gerichtshöfe einführen zu dürfen. Das Versprechen, die staatliche Armee nicht mehr anzugreifen, werden diese muslimischen Extremisten gerade solange einhalten, wie ihnen die Kampfpause nützt.

Burka und Tschador mit Niqab sind eben keine touristische Attraktion oder Volkstracht wie beispielsweise das bayrische Dirndl. Vielmehr symbolisieren sie das vormoderne, patriarchalische Menschenbild eines extrem orthodoxen, fundamentalistischen Islam, der Männer pauschal als ausschließlich durch ihren Sexualtrieb gesteuerte Belästiger und Vergewaltiger charakterisiert, Frauen hingegen nach einem Hadith von Buchari als Wesen mit schwerwiegenden Mängeln diskreditiert. Ihnen fehle es an Religion, weil sie während der Menstruation nicht beten und fasten dürfen. Sie seien teuflisch verführerisch, böse, unrein und würden Zwietracht säen. Ihre Zeugenaussage vor Gericht gilt nur halb so viel, weil ihr Verstand der Einsichtsfähigkeit und Vernunft von Männern unterlegen sei und nicht ausreiche, die Tragweite ihres Redens und Handelns zu durchschauen.

Folgt man der Argumentation in Koran und Sunna, sind Frauen Besitz der Männer, reine Sexualobjekte und zoontjesfabriek, Söhnchenfabrik (Hirsi Ali), die dem Herrschaftsrecht der Männer unterworfen sind. Wegen ihrer moralischen Verwerflichkeit und verruchten, erotisch-verführerischen Ausstrahlung würden sie Männern den Verstand rauben. Sie seien eine ernstzunehmende Bedrohung für die Integrität, die Ehre und den sozialen Status rechtgläubiger Männer und würden durch ihr hinterhältiges, Gemeinschaften spaltendes Wesen den sozialen Frieden der Umma gefährden. Sie sind eine Aurah (Schambereich, Intimbereich, schmutziger Tabubereich), man muss sich ihrer schämen. Wenn die Frau das Haus verlässt, kommt ihr der Teufel entgegen, sie ist Gott Allah am Nächsten, wenn sie das Haus nicht unnötig verlässt, heißt es bei al-Hindi und al-Haithami.

Alle islamischen Gelehrten sind sich einig, dass eine hübsche Frau in der Öffentlichkeit ihr Gesicht zu verschleiern habe (Ghadban). Fremde Menschen welcher Ethnie, welcher Religion oder Nichtreligion auch immer anzusprechen, ist Frauen und Mädchen nur im äußersten Notfall gestattet, irgendein noch so flüchtiger Kontakt mit Männern und Jungen wäre eine schwere Sünde, die körperliche Züchtigung durch den Vater, die Brüder oder den Ehemann und soziale Ächtung durch die Familie rechtfertigen würde. In manchen islamischen Staaten patrouilliert die Sittenpolizei und sanktioniert brutal jeden Verstoß gegen den schariatischen Verhaltens- und Kleidungskodex. Eine immer noch Burka tragende Frau, selbst wenn sie schon einige Jahre in der Bundesrepublik leben würde, könnte somit niemals, auch nicht in ihrer Muttersprache, Touristinnen und Touristen willkommen heißen.

Mit Gesichtsschleier verhüllt und Redeverbot in der Öffentlichkeit belegt in den Deutschkurs, und hinterher vom Ehemann zusammengeschlagen ins Frauenhaus. Ist das die Vorstellung der Herren Norbert Schürgers (Leiter des Amtes für internationale Beziehungen) und Günter Gloser (Staatsminister für Europa) von Gleichberechtigung, Gleichstellung und chancengleicher Partizipation? Die fränkischen Herren Politiker scheint die Aussage der oben erwähnten Nürnberger Erklärung nicht zu kümmern, die ausdrücklich betont, dass sozialer Frieden und Völkerverständigung erleichtert würden, wenn Gesellschaften mehr von einander lernen. Dazu gehöre aber neben der Fähigkeit zur Selbstkritik unbedingt auch die Fähigkeit andere zu kritisieren. Sie weist ausdrücklich darauf hin, wie wichtig es ist, sich jedem Versuch entgegen zu stellen, Einzelpersonen Einstellungen, Verhaltensmuster und Menschenbilder der kulturellen Vormoderne aufzuzwingen, die eben nicht mit einer in den 1948 erklärten universellen Menschenrechten verankerten pluralistischen Demokratie kompatibel sind.

Es ist zwar richtig und realistisch, nicht die Augen davor zu verschließen, dass Frauen und Mädchen in arabischen Ländern – und in Nürnberg verschleiert herumlaufen, wie Schürgers sinngemäß feststellt, jedoch nicht, um religiös verbrämte Gender-Apartheid, Verachtung Andersgläubiger, Rechtsspaltung und Parallelgesellschaften als unvermeidliche Auswirkungen der Globalisierung hinzunehmen sowie Menschenrechte und Demokratie den irgendwann wieder florierenden weltweiten Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu opfern.

Ist es Zufall, dass der Leiter des Amtes für internationale Beziehungen, der das umstrittene Plakat in Auftrag gegeben hat, wie auch Staatsminister Gloser sich für das in Nürnberg geplante Arabische Museum engagieren? Schürgers arbeitet im Vorstand des zukünftigen ’Dialog und Begegnungszentrums’, Gloser sitzt im Beirat des Museumsvereins. Anstatt mit grenzenloser Offenheit, Toleranz und den arabischen Petro-Dollars der zur medizinischen Betreuung nach Nürnberg eingereisten Scheichs angeblich die leeren Haushaltskassen der Stadt zu sanieren, möglicherweise damit neue Arbeitsplätze zu schaffen und eventuell das Wirtschaftswachstum zu fördern, ist es vielmehr von existenzieller Wichtigkeit für einen freiheitlich demokratischen Rechtsstaat, sich für Gleichberechtigung, universelle Menschenrechte, sozialen Frieden und eine lebenswerte Zukunft einzusetzen. Die an die drei Dimensionen des Sozialen, des Ökonomischen und des Ökologischen angepasste Nachhaltigkeitsstrategie umfasst eben auch ständige Demokratisierung und ist mit der Ordnungspolitik eines Gottesstaates schlicht unvereinbar.

In Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz wird unmissverständlich beschrieben, wie deutsches Gutmenschentum und seine fatalen Folgen die Talibanisierung ganzer Regionen begünstigt und vorantreibt, die durch ihre bildungs- und wissenschaftsfeindlichen Denk- und Verhaltensmuster der kulturellen Vormoderne zu den ärmsten und besonders für Frauen zu den lebensfeindlichsten Ländern der Welt gehören. Diese Weltgegenden sind gekennzeichnet durch Zwangsverschleierung, Brautkauf oder Tochtertausch. Kinderehen und Zwangsverheiratung. Nicht zu tolerierende Frauen- und Säuglingssterblichkeit, hoher Analphabetismus vor allem bei Mädchen und Frauen, Berufsverbot für Frauen, traditionelle Rollenvorstellungen prägen den für die weibliche Bevölkerung  besonders belastenden Alltag, der sie in die soziale und wirtschaftliche Abhängigkeit zwingt  und kaum Chancen auf Besserung und Entwicklung zulässt. Für all diese Lebensumstände der halbierten Moderne steht die Burka – auch in Nürnberg.

Burka und Niqab sind keine Privatangelegenheit, sie sind hochpolitisch und antidemokratisch, weil sie Qualitätsstandards der Aufklärung, der Demokratie und der Menschenrechte attackieren und ironisieren, in der Verfassung garantierte Rechtsansprüche nach eigenem Gutdünken legalistisch missbrauchen bzw. verwerfen und Toleranz für diese Geisteshaltung einfordern. Demokratinnen und Demokraten dürfen nicht zulassen, dass Frauen sich ihres Frauseins, ihrer Schönheit und Weiblichkeit zu schämen haben. In der kulturellen Moderne verwurzelte Menschen sind Individuen mit unterschiedlichsten Eigenschaften, Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen, die sich verändern und entwickeln können. Der  physiologische Schwachsinn des Weibes ist wissenschaftlich widerlegt :dass Männer nur durch ihren Sexualtrieb gesteuert werden, wie es der orthodoxe Islam glauben machen will, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Wenn die offenen Haare der Frauen Begehrlichkeiten bei den Männern wecken, wäre es besser, den Männern fesselnde Handschellen anzulegen als den Frauen Kopftuch und Burka oder Tschador mit Niqab, aufzuzwingen, so sinngemäß Ralph Giordano 2008 anlässlich einer Podiumsdiskussion.

Wir dürfen nicht zulassen, dass neo-salafistische Fundamentalistinnen und Fundamentalisten sich anmaßen, bestimmen zu dürfen, wer „Gesicht zeigen“ darf. Auch unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber sind wir verpflichtet zu verhindern, dass mittels islamischer Kleidung mitten im liberal- säkularen Europa ein schariatisches Umweltverändern beginnt, Freiräume und Kommunikation untereinander einzuschränken. Für die Glaubwürdigkeit einer Stadt, die sich, ihrer historischen Verantwortung bewusst, in besonderem Maße für die Umsetzung der Menschenrechte im Stadtgebiet einzusetzen verpflichtet fühlt, ist es ein folgenschwerer Fauxpas, mit einer bunt zusammengewürfelten Menschenmenge für multikulturelle Toleranz zu werben, in deren vorderem Zentrum eine Frau mit ausgerechnet dem Gewand bekleidet ist, das weltweit als Symbol für die Unterdrückung und Entrechtung der Mädchen und Frauen gilt.

Sängerinnen und Sänger des Gewerkschaftschores Auftakt trällerten in der Straße der Menschenrechte für grenzenlose Toleranz und multikulturelle Offenheit. Anschließend verteilten sie Flugblätter und schmückten das dort befindliche Plakat mit roten Rosen. ‚Mach meinen Kumpel nicht an’ ist ein gewerkschaftlicher Verein, der sich hier in Deutschland seit Mitte der achtziger Jahre gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und für Gleichberechtigung von Migrantinnen und Migranten am Arbeitsplatz einsetzt. Burkaträgerinnen sind weit von jeder chancengleichen Partizipation an Gesellschaft und Arbeitswelt entfernt. Wo bleibt die viel beschworene linke, gewerkschaftliche (Frauen)-Solidarität für das Recht dieser Frauen auf eine selbstbestimmte Lebensführung und freie Berufswahl einzusetzen?

Nicht etwa rote Nelken, das traditionelle Symbol der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung verzieren das Plakat, denn um sozialistische oder sozialdemokratische Frauensolidarität ging es hier offensichtlich nicht. Vielmehr wurden Rosen, die im Islam traditionell einen sehr hohen Stellenwert haben, auf dem Werbeträger befestigt. Eine Legende erzählt, die Rose sei aus den Schweißtropfen des Propheten Mohammeds auf seiner Himmelsreise entstanden. Sie gilt als die wahre Manifestation des göttlichen Glanzes des Ganzen, des Vollkommenen. Im Sufi Islam stehen die Dornen dieser Blume für die Scharia, das islamische Gesetz, der Stängel symbolisiert den Weg, die Blüte soll die Wahrheit symbolisieren und der Duft sei ein Sinnbild für Erkenntnis. Schariatisch motivierte Neuorientierung in der Gewerkschaft? Der arbeiterbewegten, politisch interessierten Basis, die das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die universellen Menschenrechte für unverhandelbar hält, dürfte ein solcher Kurswechsel sehr missfallen.

Die mitzeichnenden Bürgerinnen und Bürger der laufenden bundesweiten Unterschriftenaktion gegen das Nürnberger Plakat, die von der Vorsitzenden des Zentralrats der Ex‑Muslime initiiert wurde, fordern die Frauenbeauftragte Ida Hiller und den Leiter des Menschenrechtsbüros Dr. Hans Hesselmann sowie alle anderen politischen Verantwortlichen dazu auf, sofort dass aktuelle Plakat überall in der Stadt aus Schaukästen und von Werbeflächen zu entfernen und durch einen überarbeiteten oder gänzlich neuen Entwurf zu ersetzen.

Literatur

Ghadban: Das Kopftuch in Koran und Sunna

Badinter, von Dohnanyi, Filter et al.: Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz

SchriftstellerInnen, JournalistInnen, WissenschaftlerInnen wie Elisabeth Badinter schreiben über “den verschleierten Verstand”, Johannes von Dohnanyi über “das Einfallstor Balkan”, Cornelia Filter über “die deutsche Fundi-Connection”, Heiner Geißler über “den Ursprung der Frauenfeindlichkeit”, Prof. Wilhelm Heitmeyer über “die verpasste Integration”, Robin Morgan über “die Symbiose von Männlichkeit und Terrorismus”, Prof. Bassam Tibi über “die deutsche Fremdenliebe”, Gabriele Venzky über “die Talibanisierung Vorderasiens” (Kurzbeschreibung Amazon)

http://www.nuernberg.de/internet/portal/buerger/menschenrechte.html

http://www.unesco.de/nuernberger-erklaerung.html?&L=0

http://www.lemonde.fr/societe/article/2008/07/11/la-burqa-symbole_1072502_3224.html

http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=959468&kat=10

http://de.wikipedia.org/wiki/Fatma_Bl%C3%A4ser

http://www.usc.edu/schools/college/crcc/engagement/resources/texts/muslim/hadith/bukhari/

http://www.bpb.de/themen/IYRYVB,0,Das_Kopftuch_in_Koran_und_Sunna.html

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2002/0320/blickpunkt/0068/index.html

http://www.welt.de/kultur/article1945952/In_Nuernberg_wird_das_Arabische_Museum_geplant.html

http://www.62-asien.s-cool.org/?action=toplist&orderby=aj

http://www.suedstaedterin.de/badet_anzeiger151106.pdf

http://www.nordbayern.de/artikel.asp?art=964027&kat=10

http://www.gelbehand.de/cms/index._cGlkPTY3OA_.html

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=72&count=607&recno=15&sort=beitraeger&order=up&region=26

http://www.kandil.de/kandil/europa_more.php?id=-rosen_0_9_0_M60

http://www.interkultureller-stadtplan.de/orte/index.php?kat=2&ukat=17&inh=291

1 Kommentar »

  1. http://www.petitiononline.com/noburka/petition.html

    Kommentar von antifundamentalistin — Februar 22, 2009 @ 9:09 pm


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